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© Anand Anders
Kartonagen und Pappe, die unbedruckt und frei von Klebestreifen sind, können gekaufte Wurzelvliese ersetzen.

Zuhause bleiben und im Garten dem Unkraut zu Leibe rücken

Tipps gegen hartnäckige Wildkräuter der Kreisfachberaterin

Landkreis Schweinfurt. Man nennt sie die „Opposition der Gärtner“, die widerspenstigen und unerwünschten Wildkräuter im Garten. Viele Bürger hatten in den vergangenen Wochen mit ihren „Gartenkontrahenten“ Probleme und suchten Rat bei der Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Schweinfurt, Brigitte Goss. Eine Taktik gegen den besonders lästigen Wildbewuchs ist unter anderem das Mulchen mit Pappe und Karton. Davon ist in den meisten Haushalten in den durch Corona geprägten letzten Wochen mehr als genug angefallen. 

„Es gibt kein Unkraut!“ würden jetzt strenge Naturfreunde sagen, doch viele dieser wuchernden Pflanzen bringen die meisten Freizeitgärtner hart an die Grenze ihrer Toleranz. Je nach Lage und Bodenbeschaffenheit des Gartens sind Vogelmiere, Giersch und die neue Pfeilkresse kaum zu bremsen. Sie haben nach dem letzten heißen, trockenen Sommer und dem milden Winter einen erheblichen Vorsprung gegenüber den Gartenpflanzen.

Die Vogelmiere ist im letzten Winter ständig weitergewachsen und hat auch weiterhin Nachkommen hervorgebracht. Sicher ist dieses Samenunkraut ein vitaminreiches, schmackhaftes Wildkraut, ein natürliches Vogelfutter und kann den Boden im Sommer vor Austrocknung schützen. Wer einen sehr großen Garten hat, kann der Vogelmiere gerne in der hintersten Ecke des Gartens einen Platz einräumen, aber in Gemüse- und Staudenbeeten nimmt sie schnell überhand. Die Samen sind bis zu 60 Jahre lang keimfähig, können sechs Pflanzengenerationen im Jahr und pro Pflanze bis zu 15.000 Samen hervorbringen. Bei diesem enormen Vermehrungspotential rät die Gartenfachberaterin nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter regelmäßig zu jäten und die Pflanzen auf keinen Fall zu kompostieren. Gejätete Vogelmiere sollte entweder auf dem Teller oder in der Biotonne landen. In der professionellen Biomüllvergärung und -kompostierung, wie sie die Abfallwirtschaft im Landkreis Schweinfurt praktiziert, werden die Samen sicher abgetötet.

Giersch kann man einfach „weg essen“
Wer Giersch im Garten hat, wird ihn sicher nie ganz los. Er kann lediglich eingedämmt werden. Auch bei Giersch wird immer wieder geraten, ihn einfach „weg zu essen“. Die jungen frischen Triebe lassen sich nämlich gut in Salat und anderen Gerichten verwenden. Doch in der Regel wächst der Giersch schneller als man ihn wegessen kann. Tatsächlich zieht sich Giersch nur dort zurück, wo ständig gemäht wird. Strategien gegen Giersch im Garten sind also ständiges Abmähen oder Ausgraben mit der Grabgabel, ohne die Wurzeln zu zerteilen. Bester Zeitpunkt für Letzteres ist das Frühjahr. Jedes Wurzelstück kann weiter wachsen und sollte deshalb akribisch aus dem Boden gesammelt werden. Trotz der Wuchskraft können die Wurzelstücke auch im eigenen Garten kompostiert werden, wenn sie einige Tage in der Sonne trocknen. Im Sommer kann der Giersch unterdrückt werden, so die Erfahrung der Gartenfachberaterin, indem auf der gejäteten Gierschfläche Sommerblumen, wie Kosmea, Zinnien und Tagetes einsät werden. Das feine Wurzelwerk der Sommerblumen lockert den Boden und blockiert die Ausläufer der Gierschpflanzen. 

Pfeilkresse hat von den trockenen Sommern profitiert
Die Pfeilkresse (Lepidium draba) ist ein noch relativ unbekanntes Unkraut. Sie hat die letzten Jahre von den trockenen Sommern profitiert, da sie tiefer wurzelt als die Pflanzenkonkurrenz. Wer die Pfeilkresse im Garten hat, wird sie auch nicht mehr so schnell los, denn sie bildet viele Samen und aus jedem kleinen Wurzelstück wächst wieder eine neue Pflanze. Pfeilkressen stehen deshalb meist in größeren Gruppen und nie alleine. Besonders auf schweren lehmigen Böden breiten sie sich aus. Im April ist ihre Blütezeit. Damit sich keine Samen bilden können, sollten die oberirdischen Pflanzenteile während der Blütezeit abgemäht werden. Die Pflanzen zu jäten, birgt die Gefahr, dass sich danach noch mehr Pflanzen entwickeln.

Deshalb sollte man hier anders rangehen: eine Taktik gegen die Pfeilkresse ist konsequentes Mulchen. Aber die Abdeckung der Fläche mit Rindenmulch, Chinaschilf- oder Holzhäcksel alleine ist nicht wirksam genug. Kartonagen und Pappe, die unbedruckt und frei von Klebestreifen sind, können gekaufte Wurzelvliese ersetzen. Die festen Kartons decken Böden ebenso wirksam ab, im Gegensatz zum Vlies zersetzt sich die Pappe aber innerhalb eines Jahres. Pappe wird von Regenwürmern verspeist und belastet nicht die Umwelt. Da Kartonagen im Garten wenig ansehnlich sind, sollten sie unbedingt mit organischen Mulchmaterialen abgedeckt werden. Nach einem Jahr wird das Mulchmaterial wieder zur Seite geräumt und mit frischen Karton unterfüttert. Auf diese Weise werden nicht nur die Papiertonnen entlastet, sondern auch andere unerwünschte Unkräuter, wie Ackerwinde, Ackerschachtelhalm, Giersch und Vogelmiere unterdrückt.