Landkreis Schweinfurt. Die Asiatische Hornisse ist da und sie wird bleiben. Wie die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Schweinfurts mitteilt, wird die als invasiv eingestufte Art mittlerweile deutschlandweit als etabliert angesehen, das heißt: Weitere Versuche, sie komplett aus der heimischen Flora und Fauna zu verdrängen, werden als nicht mehr zielführend angesehen. Stattdessen wird ein Managementplan aktiviert, durch den die Verbreitung und der verursachte Schaden kontrolliert und begrenzt werden soll.
Philipp Keller, Arbeitsbereichsleiter Naturschutzrecht am Landratsamt Schweinfurt, und Landrat Florian Töpper haben sich mit Naturschutzwächter und Imker Lothar Schwarz getroffen, um diese Problematik zu besprechen und die öffentliche Aufmerksamkeit darauf zu lenken.
„Bis wir ein erstes Nest auch hier bei uns entdecken, ist es nur eine Frage der Zeit“, sagt Lothar Schwarz. Im vergangenen Jahr war der erfahrene Bienenzüchter bei einem Einsatz dabei, in dem ein Nest der Asiatischen Hornisse in Gädheim im Landkreis Haßberge entfernt wurde. Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Schweinfurt geht davon aus, dass die invasive Art auch bereits im Landkreis Schweinfurt angekommen ist, ein gesicherter Nachweis ist bislang allerdings nicht erfolgt (Stand Juni 2025).
Maßnahmen sind nötig, da sich die Asiatische Hornisse aggressiv gegenüber heimischen Insekten verhält. Insbesondere die heimische Honigbiene wird als Hauptnahrungsquelle betrachtet. Nach den Ausführungen von Imker Schwarz ist die staatenbildende Asiatische Hornisse ein sehr geschickter Jäger und in der Lage, Bienenvölker stark im Bestand zu reduzieren oder sogar ganz zu vernichten. Da die Bienen keine Abwehrmechanismen gegen den Aggressor parat haben und auch sonst kein Fressfeind der eingewanderten Hornissenart Paroli bietet, gibt es Menschen wie Naturschutzwächter Schwarz, die sich dem eingewanderten Insekt entgegenstellen.
Um eine effektive Bekämpfung zu gewährleisten, ist es wichtig, dass Sichtungen der Asiatischen Hornisse den Behörden gemeldet werden. Hierzu ist die Mithilfe von Bürgerinnen und Bürgern nötig. Keller, Schwarz und Landrat Töpper bitten darum, Meldungen unter www.beewarned.de vorzunehmen, am besten mit Foto- oder Videonachweis, da sonst kaum eine eindeutige Verifizierung erfolgen kann. Die Meldeplattform wird herausgegeben von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Zusätzlich kann auch eine Meldung an die Untere Naturschutzbehörde erfolgen (E-Mail: artenschutz@lrasw.de, Tel. 09721/55-573).
Im Unterschied zur Europäischen Hornisse, die als gefährdet eingestuft wird, soll die asiatische Verwandtschaft bekämpft werden, da sie eine Gefahr für die heimische Biodiversität darstellen kann. Sie bildet wesentlich größere Völker aus (1000 bis 2000 Tiere pro Nest; europäische Hornisse: ca. 700 Tiere), zudem baut sie im Frühjahr ein Primärnest in Bodennähe bzw. niedriger Höhe (Hecken, Scheunen, Dächer) und ab dem Sommer, bei erfolgreicher Aufzucht, ein Sekundärnest in Höhen bis zu 30 Metern. Besonders die Entfernung der wesentlich größeren, bis zu einem Meter durchmessenden Sekundärnester ist mit hohem Aufwand verbunden.
„Die Asiatische Hornisse ist durch ihre einprägsame Färbung recht einfach zu erkennen“, erklärt Lothar Schwarz. Sie ist mit 1,7 bis 2,5 cm Körpergröße etwas kleiner als die geschützte heimische, europäische Hornisse und gekennzeichnet durch ihre schwarze Grundfärbung. Markant ist eine schmale gelbe Binde im ersten Segment ihres Hinterleibs sowie ein breiter orangener Streifen am hinteren Bereich des Abdomens.
Die aus Süd- und Südostasien stammende und wahrscheinlich mit Importwaren nach Europa gelangte Asiatische Hornisse wurde 2004 erstmals in Frankreich nachgewiesen und breitet sich seitdem über mehrere europäische Länder weiter aus. Im Jahr 2014 wurde sie in Deutschland festgestellt, in Bayern ist sie spätestens seit 2022 angesiedelt. Ihre EU-weite Einstufung als invasive Art verpflichtete die Mitgliedsstaaten, die Asiatische Hornisse zu bekämpfen, im besten Fall auszurotten. „Ein nahezu unerreichbares Ziel“, sagt Philipp Keller. „Wir kennen das von anderen invasiven Arten wie dem Waschbär oder der Nilgans. Sie finden auch unter Druck einen Weg, ihren Bestand zu erhalten oder sogar auszuweiten. Deswegen geht man hier zu einem angepassten Management über.“
So hat Deutschland für die Asiatische Hornisse im März dieses Jahres eine andere Einstufung nach Artikel 19 der EU-Verordnung für invasive Arten vorgenommen. Das hat allerdings politische Folgen, da durch diese Einstufung die Naturschutzbehörden für die Bekämpfung der Asiatischen Hornisse nicht mehr zuständig sind. Aber: „Auch, wenn die gesetzliche Zuständigkeit nicht mehr bei uns liegt, ziehen wir uns hier nicht aus der Verantwortung. Unser Umweltamt wird sich aktiv und im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten an den Managementmaßnahmen beteiligen“, sagt Landrat Töpper.
Ziel des Managements ist laut dem Bayerischen Landesamt für Umwelt „die Minimierung der negativen Auswirkungen auf die Biodiversität“ sowie auf die menschliche Gesundheit oder die Wirtschaft.
Die Untere Naturschutzbehörde hat bereits im vergangenen Jahr gezielt Vertreterinnen und Vertreter von Imkerei, Obst- und Weinbau sowie Forst angeschrieben und zum Thema informiert, da in diesen Personengruppen der Kontakt mit der Art als wahrscheinlich gilt. Angestrebt wird eine Kooperation mit diesen Interessensgruppen, etwa sollen Personen durch Schulungsangebote mit dem Einfangen von Königinnen und dem Entfernen von Nestern vertraut gemacht werden. Naturschutzwächter Lothar Schwarz, der seit vielen Jahren als Experte vor allem im Bereich Ameisen, Wespen und Hornissen Aufklärungs- und Managementarbeit für den Landkreis Schweinfurt leistet, steht als Ansprechpartner zur Verfügung.
Bild 1: Landrat Florian Töpper hat sich bei Naturschutzwächter Lothar Schwarz zum Thema heimische Insektenwelt informiert, insbesondere ging es dabei um die Asiatische Hornisse. Im Foto zu sehen sind zwei Wespennester, die Lothar Schwarz aus bewohnten Gebäuden entfernt hat.
Bild 2 (von links): Imker und Naturschutzwächter Lothar Schwarz vor einem seiner Bienenstände mit Landrat Florian Töpper, Imkerlehrling Sascha Ghanbari und Philipp Keller (Untere Naturschutzbehörde).
Bild 3: Die Asiatische Hornisse ist von der heimischen Europäischen Hornisse gut zu unterscheiden.
Bild 4: In dieser Schutzmontur kann Lothar Schwarz die Entfernung eines Hornissennestes vornehmen.
Fotos: Andreas Lösch/Landratsamt Schweinfurt
Bildnachweis Bild 3: iStock/daimon77, Layout: Landratsamt Schweinfurt