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© Anand Anders
Auftakt in Schwebheim: Bürgerworkshop zum Mobilitätskonzept des Landkreises Schweinfurt

Mobilitätskonzept – Beteiligungsphase ist erfolgreich abgeschlossen

Landratsamt mit Beteiligung zufrieden

Landkreis Schweinfurt. Mit der umfangreichen Haushaltsbefragung sowie den anschließenden Bürgerworkshops in den vier interkommunalen Allianzen ist die zweite Phase, die sogenannte Beteiligungsphase, der Erstellung des Mobilitätskonzeptes für den Landkreis Schweinfurt erfolgreich abgeschlossen. Insbesondere mit der Resonanz der Bürgerworkshops in Schwebheim (Allianz Schweinfurter Mainbogen), Geldersheim (Allianz Oberes Werntal), Gerolzhofen (Allianz Region MainSteigerwald) und Ellertshäuser See (Allianz Schweinfurter Oberland) sind die Verantwortlichen am Landratsamt Schweinfurt sehr zufrieden.

„Über 150 Bürgerinnen und Bürger haben unsere Workshops besucht und dort sehr konzentriert und motiviert ihre Vorschläge, Ideen und Anregungen eingebracht. Wenn man dies mit ähnlichen Workshops bzw. anderen Regionen vergleicht, können wir mit dieser Anzahl wirklich äußerst zufrieden sein“, sagt Landrat Florian Töpper, der selbst bei allen vier Workshops zugegen war. Trotz Ferien- und Urlaubszeit und anhaltender Hitze besuchten zwischen 22 und 48 Bürger die Workshops und diskutierten fleißig mit den Experten über das Thema Mobilität im ländlichen Raum. „Die Anregungen und der intensive Austausch mit den Bürgern erleichtert uns die weitere Planung und kann helfen Fehler zu vermeiden. Insgesamt haben uns die Rückmeldungen der Bürger aber auch darin bestätigt, dass wir mit unserem Mobilitätskonzept für den Landkreis Schweinfurt den richtigen Weg eingeschlagen haben“, berichtet Michael Graber, Leiter des Arbeitsbereichs Mobilität und Energie am Landratsamt Schweinfurt.

Haushaltsbefragung war ebenfalls Teil der Beteiligungsphase

Im Zeitraum von Ende Juni bis Ende Juli waren die Bürger aufgerufen in ihrer Allianz den aktuellen Planungsstand des Mobilitätskonzeptes kritisch zu beurteilen. Die vier Veranstaltungen waren dabei jeweils gleich aufgebaut: nach einer Begrüßung durch den Landrat und einen Bürgermeister aus der jeweiligen Allianz, wurden die Rahmenbedingungen erläutert und die bisherigen Ergebnisse des Mobilitätskonzeptes vorgestellt. Anschließend wurde an drei (bzw. vier bei mehr als 30 Teilnehmern) Thementischen gearbeitet. Die zu diskutierenden Themengebiete waren: „Linienverläufe, Haltestellenlage/-ausstattung und Bedienzeiträume“, „Ergänzende Angebote wie Anrufsammeltaxis oder Carsharing“ sowie „Tarif, Marketing und Image“. Die Diskussionsbeiträge wurden dabei auf den Tischen mit bereitliegenden Papierdecken festgehalten. Deren Auswertung wird Bestandteil des sich in Arbeit befindenden Mobilitätskonzeptes sein.

Auch wenn sich viele Vorschläge auf den ersten Blick ähnlich sind (der Wunsch nach einem dichteren Takt und einem leicht verständlichen Fahrplan, Ideen für vergünstigte Tarife, Forderungen nach ergänzenden Angeboten wie E-Bike-Verleih u. Ä.), lassen sich doch für die jeweilige Allianz auch Themenschwerpunkte herauslesen:

  • Bei dem Workshop der Allianz Schweinfurter Mainbogen ging es verstärkt um die Anbindung der Gemeinden untereinander sowie die Bedeutung der Mainbogenpraxis für die Älteren;
  • In der Allianz Oberes Werntal war das Thema der Quer- und Tangentialverbindungen zwischen den Ortsteilen besonders relevant;
  • In der Allianz Region MainSteigerwald ist besonders die Bedeutung der Verbindungen in die Nachbarlandkreise sowie nach Würzburg hervorgehoben worden;
  • In der Allianz Schweinfurter Oberland schließlich wurde viel über die Versorgung der Orte diskutiert, die nach aktuellem Planungsstand nicht von einer regelmäßig verkehrenden Linie angefahren werden, sondern über Anrufsammeltaxis oder ähnliche Systeme.

Allgemein kritisierten die Workshopteilnehmer häufig den jetzigen Zustand von Haltestellen oder die allgemeine Infrastruktur. Die Haltestellen sollten demnach beleuchtet sein, eine Sitzgelegenheit und Unterstellmöglichkeiten haben. Sowohl die Busse als auch die Haltestellen sind barrierefrei zu gestalten. Die Busse sollten mit WLAN ausgestattet sein. Ein Wunsch der in jedem Workshop zu hören war, waren übersichtliche Tarife, merkbare Fahrzeiten sowie ein APP-gesteuertes Buchungs- und Auskunftssystem.

Haushaltsbefragung war ebenfalls Teil der Beteiligungsphase
Den Bürgerworkshops vorgeschaltet und ebenfalls Teil der Beteiligungsphase war die umfangreiche Haushaltsbefragung im Frühjahr 2018. Der Fragebogen bestand aus zwei Teilen: In Teil eins waren die Häufigkeiten der Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel in Abhängigkeit vom Wegezweck sowie die Orte, die je nach Wegezweck aufgesucht werden. Im zweiten Teil der Befragung waren die Teilnehmer angehalten, sämtliche Wege eines Stichtages zu protokollieren, inklusive Start- und Zielort, Wegezweck und gewähltes Verkehrsmittel.

Zudem war es möglich, in einem freien Feld Anregungen/Wünsche und Kritik zu äußern. Mit der Rücklaufquote von 5,11 Prozent (ca. 46.000 Haushalte, 2.349 ausgefüllte Fragebögen) sind die Verantwortlichen am Landratsamt zufrieden. „Natürlich hätten wir uns noch mehr Teilnehmer an der Befragung gewünscht, aber wir haben auf jeden Fall ausreichend Daten zusammengekommen, um eine Auswertung vornehmen zu können“, so Michael Graber. Zu beachten ist, dass die Haushaltsbefragung von Beginn an nicht als repräsentative Befragung angelegt gewesen ist. Anteilig kommen die Teilnehmer aus den folgenden Regionen: 17 Prozent aus der Allianz Schweinfurter Oberland, 40 Prozent aus der Interkommunalen Allianz Oberes Werntal, 22 Prozent aus der Allianz Schweinfurter Mainbogen und 21 Prozent aus der Allianz Region MainSteigerwald.

Einige Ergebnisse der Haushaltsbefragung
Die Verteilung des Transportaufkommens in der Verkehrsstatistik (also die Verkehrsmittelwahl) wird als Modal Split bezeichnet. Hier ergibt sich im Landkreis Schweinfurt ein eindeutiges Bild. Der Anteil der mit dem motorisierten Individualverkehr (MIV) zurückgelegten Wege liegt hier bei 78 %. Der ÖPNV wird bei 8 % der Wege genutzt, das Fahrrad bei 9 %, Fußwege machen schließlich 5 % aus (siehe Abbildung 1), den Vergleich zum bundesweiten Durschnitt zeigt Abbildung 2. Erkennbar hier ist die noch stärkere Dominanz des motorisierten Individualverkehrs im Landkreis Schweinfurt (+78%) sowie der sehr geringe Anteil an Fußwegen (5%). Trotz der Dominanz des MIV liegt der Anteil des ÖPNV mit 8% etwas über dem Durchschnitt für ländliche Räume.

Vor allem im bundesweiten Vergleich mit anderen ländlichen Räumen fällt die sehr starke Abhängigkeit vom Pkw im Landkreis Schweinfurt auf. So gibt es kaum Haushalte ohne Pkw (2%), im Gegenteil verfügen rund 70% aller Haushalte über mindestens zwei Pkws. Zieht man in Betracht, dass die Wegeanzahl (durchschnittlich 3,4 zurückgelegte Wege) und der Anteil der MIV-Fahrten am Modal Split nicht wesentlich höher ist als im bundesweiten Durchschnitt, bedeutet dies, dass ein großer Anteil an Fahrzeugen für vergleichsweise wenige Fahrten vorgehalten wird. Bei den freien Einträgen in der Haushaltsbefragung waren die meist genannten Verbesserungen folgende: Demnach wünschen sich 26% eine bessere Anbindung, 13% faire Preise, verständliche Tarife, 12% einen höheren Takt und 4% mehr Verkehr am Abend. Sobald eine komplette Übersicht und Auswertung aller Ergebnisse vorliegt, werden diese auf der Internetseite des Landkreises unter www.landkreis-schweinfurt.de/mobilitaet veröffentlicht.

Mit der Aufarbeitung der Ergebnisse aus den Bürgerworkshops, wird die zweite Phase des Projektes, die Beteiligungsphase, beendet. Anschließend folgt die dritte, die Konzeptionsphase, in der die Planungsskizze mit den Ergebnissen der Beteiligungsphase übereinandergelegt und verglichen wird. Das Mobilitätskonzept soll bis Ende des Jahres beendet sein. Aus diesem soll ein Maßnahmenplan mit kurz-, mittel-, und langfristigen Maßnahmen entstehen.