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© Anand Anders
Die Armenische Brombeere ist auch im Landkreis Schweinfurt vielerorts anzufinden.

Eingeschleppte Pflanze: Gefährdet die Armenische Brombeere Lebensräume?

Brombeeren gedeihen in vielen Nutzgärten, denn sie brauchen wenig Pflege. Eine besonders erfolgreiche Brombeerart rückt in den Fokus.

Landkreis Schweinfurt. Die gute Nachricht: Ihre Früchte besitzen ein ausgeprägtes Aroma, schmecken sehr süß und können gut für allerhand kulinarische Zwecke verarbeitet werden. Die weniger gute Nachricht: In den letzten Jahren wurden ihre Brombeerranken häufiger ein Problem in Wald und Flur. Die Rede ist von der eingeschleppten Armenischen Brombeere (Rubus armeniacus), die als sehr konkurrenzstark gilt und unter Umständen andere Pflanzen durch ihre bis zu sechs Meter langen, dornigen Zweige unterdrückt.

Brigitte Goss, Kreisfachberaterin für Gartenkultur am Landratsamt Schweinfurt, hat sich mit der Armenischen Brombeere näher auseinandergesetzt und will über die vielerorts als invasiver Neophyt betrachtete Pflanze informieren.

In ungenutzten Gärten, an Bahndämmen, in Hecken, auf unbewirtschafteten Ackerflächen und an Flussufern hat sie sich zuletzt stark ausgebreitet“, erklärt Brigitte Goss. „Sie kann den ökologischen Wert von Ökosystemen und die Diversität von Flora und Fauna negativ beeinflussen.“

Die Armenische Brombeere ist laut Goss seit über 150 Jahren bei uns heimisch, allerdings wurde deren Wildwuchs über all die Jahrzehnte kaum beachtet oder als Problem angesehen. Die Art stammt dem aktuellen Stand wissenschaftlicher Kenntnis nach aus der Kaukasusregion. Sie wurde 1837 in Deutschland als Obstpflanze eingeführt, wie Goss erläutert. Sie ist in Form der alten Kultursorte „Theodor Reimers“ heute noch im Handel erhältlich und war lange Zeit die am häufigsten angebaute Brombeere in den Gärten. Auch im Landkreis Schweinfurt ist sie vielerorts zu finden. 

Die Früchte der Armenischen Brombeere sind sehr süß und schmecken intensiver als viele dornenlose Sorten, die für den Hausgarten empfohlen werden, wie Goss erläutert. Sie gibt aber zugleich zu bedenken: „Nicht zu unterschätzen ist das hohe Potential an Ausbreitungswillen, der in dieser Brombeerart schlummert, sofern sie nicht gepflegt wird.“

Andere Pflanzen könnten verdrängt werden

Die Armenische Brombeere breitet sich laut der Kreisfachberaterin über Samen durch Verschleppung über Vögel und durch unterirdische Wurzeln aus. Mit ihrem flickflackartigen Wuchs könnten die Ranken einige Meter überspringen und an den Triebspitzen wiederum Wurzeln bilden. So gelänge es ihnen, sich großflächig auszubreiten und andere Pflanzen zu überwuchern und somit zu verdrängen.

Bestimmungsmerkmale

Charakteristisch sind die weiß-filzige Blattunterseite und die Stacheln mit roter Basis. Die Blätter sind 5-lappig im Gegensatz zu den meist 3-lappigen Blättern der heimischen Brombeeren. Die Armenische Brombeere fällt besonders im Winter ins Auge, denn die Blätter bleiben lange saftig grün. Verwechseln kann man die Armenische Brombeere leicht mit der Frühen Brombeere (Rubus praecox). Sie weist aber nicht den typischen Farbkontrast an der Basis der Stacheln auf.

Umgang mit der Armenischen Brombeere

„Die Armenische Brombeere sollte man in jedem Fall nicht ausufernd wachsen lassen“, empfiehlt Brigitte Goss. Um die Pflanze einzudämmen oder gar loszuwerden, sei in erster Linie Geduld gefragt. Die mehrjährige Pflanze entwickelt laut Goss unterirdische Knospen, die nach Störungen, Rodung oder Ausgraben der Wurzel wieder austreiben. „Bleibt man aber konsequent und wiederholt die Prozeduren, reduziert man dauerhaft den Austrieb und hat eine Chance, diesen Überlebenskünstler loszuwerden“, erklärt die Gartenfachberaterin.

Der ideale Zeitraum für Ausgrabe-Maßnahmen ist laut Goss vor Mai und noch einmal im Laufe des Sommers. „Über einen Zeitraum von 2 bis 3 Jahren führt die Maßnahme zum Erfolg“, so Goss. Auch mit stetigem Rückschnitt der Ruten, vor allem vor der Blüte, verhindere man die Frucht- und somit die Samenbildung. Der erste Schnitt sollte vor Mai und weitere ein bis zwei Schnitte im Sommer durchgeführt werden. „Auch hier sind mehrere Jahre nötig, um die Brombeere einzudämmen.“

Auf richtige Entsorgung achten

„Entsorgen Sie die Brombeeren, wie auch andere stark vermehrungsfreudige Gartenpflanzen, immer über den Biomüll oder in einer Kompostierungsanlage“, mahnt Goss. „Kippen Sie die Pflanzenteile auf keinen Fall in die Landschaft. Diese illegale Entsorgung ist nicht nur verboten, sondern ein entscheidender Verbreitungsherd für unerwünschte Pflanzen.“ Ebenso sei darauf zu achten, dass keine Pflanzenteile durch Bauaushub verbreitet werden.

Bei Neophyten wie der Armenischen Brombeere wird von Umweltbehörden die Invasivität und das Schadenspotential aus naturschutzfachlicher Sicht bewertet. Sie steht bundesweit auf der sogenannten Handlungsliste der „Grauen Liste“, das bedeutet, dass es begründete Annahmen gibt, dass diese Pflanze heimische Arten oder Lebensräume gefährden könnte. Endgültig lassen sich die Auswirkungen aber noch nicht beurteilen, lokale Maßnahmen gegen diese Pflanzen sind laut Goss aber gerechtfertigt.

Häufig sorgt der Begriff „Neophyt“ für Verwirrung. Neophyten sind Pflanzenarten aus einem fremden Herkunftsgebiet. Aber nur wenige davon bedrohen die Natur und breiten sich unkontrolliert aus. Pflanzenarten, die für das Ökosystem eine Gefahr darstellen könnten, werden in unterschiedlichen Gefährdungsstufen und Listen zum Teil je nach Bundesland unterschiedlich eingestuft.