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© Anand Anders

Die lokale Wirtschaft in Zeiten der Corona-Krise - Ergebnisse einer Blitzumfrage

Blitzumfrage der Wirtschaftsförderung findet auch Beachtung im Wirtschaftsministerium

Landkreis Schweinfurt. Seit dem 21. März 2020 gelten in Bayern erhebliche Einschränkungen für die Bürger und Unternehmen auf Grund der Corona-Pandemie. In den vergangenen Wochen hat die Wirtschaftsförderung des Landkreises Schweinfurt in einer Vielzahl von telefonischen Beratungen und individuellen Hilfestellungen viele Rückmeldungen von Unternehmen erhalten. Um einen möglichst repräsentativen Überblick über die aktuelle Situation, die Problemlagen sowie den Ausblick für die nächsten Wochen und Monate zu erhalten, hat die Wirtschaftsförderung eine eigens initiierte und entwickelte Blitzumfrage bei Unternehmen aus dem Landkreis Schweinfurt durchgeführt.

An der Blitzumfrage hatten etwa ein Viertel der gut 400 angeschriebenen Unternehmen im Landkreis Schweinfurt teilgenommen. Die Befragung wurde über einen Onlinefragebogen von 17. bis 24. April 2020 durchgeführt.

Anliegen war es insbesondere die Einschätzung der vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen, die nicht nur den Landkreis Schweinfurt, sondern große Teile des ländlichen Raumes prägen, zu erfassen und an Politik, Verwaltung und Entscheidungsträgern weiterzugeben. „Mit den Ergebnissen, die an das bayerische Wirtschaftsministerium übermittelt wurden, bekommen Landes- und Bundespolitik eine direkte Rückmeldung der kleinen und mittelständischen Unternehmen“, wie Landrat Florian Töpper betont. Bereits Anfang dieser Woche wurden die Ergebnisse in der Task Force des bayerischen Wirtschaftsministeriums thematisiert, berichtet Landrat Töpper. Es sei eine sehr interessante Auswertung, die sehr dabei helfe, die Problemlagen der Unternehmen und die Eignung des staatlichen Unterstützungsinstrumentariums über den Einzelfall hinaus realistisch einzuschätzen, hieß es dazu aus dem Ministerium.

Hauptprobleme: Rückgang bei Aufträgen, Liquiditätsprobleme, fehlende Kinderbetreuung
Die Ergebnisse spiegeln die problematische Lage vieler Unternehmen wieder. Knapp drei Viertel der Unternehmen haben Einbrüche bei der Auftragslage zu verzeichnen. Die Sicherstellung der Liquidität ist insbesondere für die kleinsten Unternehmen eine Herausforderung. „Die Rückgänge bei den Aufträgen und Liquiditätsprobleme werden auch in der Öffentlichkeit bereits stark wahrgenommen. Ein zunehmendes Problem sehen die Unternehmen daneben beim Personaleinsatz, insbesondere wegen fehlender Kinderbetreuung“, so Wirtschaftsförderer Frank Deubner. Bei den Unternehmen mit 25 und mehr Mitarbeitern ist dies durchgängig sogar das zweithäufigste genannte Problem nach der schwierigen Auftragslage.

Kleine Unternehmen setzen auf Soforthilfen – größere auf Kurzarbeit
Etwas weniger als die Hälfte der befragten Unternehmen (45 %) haben bisher ein Hilfsprogramm in Anspruch genommen. „Die Soforthilfen von Bund und Land sowie Kurzarbeit sind in der aktuellen Phase die wichtigsten Hilfsprogramme für unsere Unternehmen“ erläutert Landrat Töpper. Die Soforthilfen werden von den kleinen Unternehmen überdurchschnittlich stark in Anspruch genommen. Bei den Unternehmen mit zehn und mehr Beschäftigten ist dagegen die Kurzarbeit das am stärksten genutzte Instrument.

Wunsch nach Öffnung unter Beachtung von Gesundheitsschutz und Regelungen
Kurzfristig beschäftigt die Unternehmen ganz überwiegend die Frage, wie das Wirtschaftsleben wieder anlaufen kann. Die Kompromisslinie einer zügigen Öffnung möglichst aller Geschäfte und Betriebe (außer Großveranstaltungen), diese Öffnung jedoch unter Beachtung und Umsetzung von ausreichenden Schutzmaßnahmen, wurde besonders häufig als Wunsch an die Landes- und Bundespolitik formuliert. Viele Anregungen an die Bundes- und Landespolitik für mittelfristig wirksame Maßnahmen betreffen das Steuerrecht. Investitionsprogramme zum Ausbau der digitalen Infrastruktur oder für eine bessere Bildung sehen ebenfalls viele Unternehmen als sinnvolle Investition in die Zukunft an. Fördermittel sollten künftig auch stärker den Klein- und mittelständischen Unternehmen zukommen, im Vergaberecht sollte ein Regionalbezug aufgenommen werden. Vom Landkreis Schweinfurt wünschen sich die Unternehmen im Gesundheitsschutz Maßnahmen für die Prävention künftiger Krisen. Daneben könnte er auch die Erfahrungen der Unternehmen in der Corona-Krise konsolidieren und als „Handreichung“ allen Unternehmen zur Verfügung stellen. Auch ein digitales Forum zum Austausch der regionalen Unternehmen wird angeregt.

Anregungen der Unternehmen als Arbeitsprogramm für Bund, Freistaat und Landkreis
Die Ergebnisse bestätigen zum Teil die Rückmeldungen, die die Wirtschaftsförderung in den letzten Wochen bereits erreicht haben. In diesen Gesprächen dominierten meistens Probleme mit beantragen Hilfeleistungen – überwiegend thematisiert wurden dabei die Soforthilfen – sowie individuelle Fragestellungen. Die Unternehmensbefragung zeigt nun jedoch einige weitere Aspekte in überraschender Deutlichkeit auf.

„Ich danke allen Unternehmen, die bei dieser Unternehmensbefragung teilgenommen haben. Für die Phase der wirtschaftlichen Erholung nach diesem starken Einbruch sollten die Vorschläge aus der Unternehmerschaft unbedingt Beachtung finden“ so Landrat Töpper. Auch der Landkreis Schweinfurt werde diese Anregungen aufgreifen und setzt auf die Unterstützung des Gesetzgebers in Bund und Land bei den Vorschlägen, die er ohne gesetzliche Anpassungen nicht umsetzen kann.

Ergebnisbericht der Umfrage
Einen ausführlichen Ergebnisbericht gibt es hier www.landkreis-schweinfurt.de/blitzumfrage_corona.