Landkreis Schweinfurt. Der Landkreis Schweinfurt startet seinen neuen öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Ab dem 15. Dezember dieses Jahres tritt ein neuer Liniennetzplan mit neuen Fahrplänen in Kraft und macht den ÖPNV im ländlichen Raum so attraktiv wie nie zuvor.
Im Ergebnis wurde ein System geschaffen, mit dem man von jedem Ort des Landkreises aus die Möglichkeit hat, stündlich mit dem Nahverkehr an Schweinfurt angebunden zu werden. Außerdem verbindet der Bedarfsverkehr callheinz im ländlichen Raum Ortschaften, die vorher keine (oder nur eine sehr umständliche) Nahverkehrsverbindung zueinander hatten.
Übersichtliches System mit Haupt- und Nebenlinien sowie callheinz
Im Kern besteht der neue ÖPNV in seiner Struktur aus Haupt- und Nebenlinien sowie dem Schülerverkehr und dem Mobilitätsservice callheinz. Ergänzt wird das Ganze durch weitere im Verkehrsverbund Nahverkehr Mainfranken (NVM) zur Verfügung stehende ÖPNV-Angebote (Stadtbus, Bahn, Linien anderer Aufgabenträger), so dass der gesamte Landkreis Schweinfurt in einer noch nie dagewesenen hohen Taktung an die Region Mainfranken angebunden ist – zum einheitlichen Tarif mit einem Ticket und unter der Dachmarke des NVM.
Neue Haltestellen entstehen
Um innerhalb des NVM einheitlich aufzutreten, werden die Haltestellen im Landkreis Schweinfurt an den Standard des Verkehrsverbunds angepasst. Es sind im Zuge der ÖPNV-Umstellung wegen geänderter Linienführungen auch neue Haltestellen entstanden, einige nicht mehr benötigte Haltestellen wiederum werden abgebaut. Die Erneuerung der Haltestellen-Infrastruktur ist ein laufender Prozess und wird sukzessive in diesem und im kommenden Jahr umgesetzt. Fragen zum Thema? Per Mail an busfahren@lrasw.de können Sie unser ÖPNV-Team erreichen.
Für die Fahrgäste steigt durch die Vereinheitlichung der Haltestellen der Wiedererkennungswert, zudem ergeben sich durch den Mix der im ÖPNV zur Verfügung stehenden Verkehrsmittel wesentlich mehr und flexiblere Verbindungen und die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs als umweltfreundliche Alternative wird gestärkt.
Umfassende Mitsprache und Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger im Planungsprozess
Wichtig war den Verantwortlichen, den ÖPNV am Bedarf der Nutzerinnen und Nutzer auszurichten. Deswegen wurden in den Jahren zuvor Bürgerinnen und Bürger befragt und zu Workshops eingeladen, bei denen sie im direkten Kontakt mit den Nahverkehrsexperten des Landkreises ihre Wünsche und Ideen mit einbringen konnten.
Weiterhin wurden Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Landkreisgemeinden, Verkehrsunternehmen, Allianzen im Landkreis sowie Mitglieder des Kreistags (ÖPNV-Beirat) einbezogen. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse und erarbeiteten Ergebnisse waren schließlich die Grundlage dafür, das Mobilitätskonzept des Landkreises Schweinfurt zu erstellen, welches als Rahmenplanung für die Weiterentwicklung des neuen ÖPNV dienen sollte. 2022 wurde im nächsten Schritt dann der Nahverkehrsplan, der dem Landkreis als wichtiges Handlungsinstrument für die konkrete Umsetzung der neuen ÖPNV-Struktur zur Verfügung steht, vom Kreistag des Landkreises Schweinfurt einstimmig beschlossen.
Unvorhersehbare Ereignisse wie die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine führten allerdings dazu, dass sich Rahmenbedingungen nochmals erheblich verändert haben. Gestiegene Preise und der Mangel an Fahrpersonal waren enorme Herausforderungen, so dass das bereits erarbeite Konzept und die Fahrpläne erneut angepasst werden mussten.
Die Mühen haben sich gelohnt: Am 15. Dezember kann nun der neue ÖPNV mit einer optimierten Linienführung, übersichtlichen Fahrplänen und einfach zu merkenden Zeiten an den Start gehen. Die neuen Fahrpläne sind ab sofort unter www.landkreis-schweinfurt.de/busfahren zu finden.
Und so funktioniert der neue ÖPNV im Landkreis Schweinfurt
Mit einem Verbundticket oder dem Deutschlandticket können die Fahrgäste alle im öffentlichen Nahverkehr eingesetzten Verkehrsmittel (inklusive callheinz) nutzen, ohne jedes Mal beim Umsteigen ein neues Ticket lösen zu müssen. Im Landkreis Schweinfurt gibt es zudem ab dem 15. Dezember von jedem Ort des Landkreises aus die Möglichkeit, Anschluss an den Stundentakt der Hauptlinien zu erhalten oder mit den Nebenlinien, dem Schülerverkehr oder der Bahn sein Ziel zu erreichen.
callheinz bietet Fahrgästen hohe Flexibilität
Ein entscheidender Teil des Angebots ist dabei der Mobilitätsservice callheinz, der überall abrufbar ist, wo kein Bus fährt. Der beliebte Bedarfsverkehr ist bereits im Jahr 2023 im südlichen Landkreis erfolgreich gestartet und wurde im Jahr 2024 auf den gesamten Landkreis ausgeweitet. Mit callheinz werden seitdem auch Ortschaften miteinander verbunden, die zuvor keine direkte Busverbindung zueinander hatten und vormals nur über Umwege und langen Fahrtzeiten mit dem ÖPNV erreicht werden konnten.
callheinz bringt die Fahrgäste direkt ans Ziel, wenn zu diesem Zeitpunkt keine Bus- oder Bahnverbindung nutzbar ist, oder er ermöglicht den Anschluss an weitere Verkehrsmittel, etwa im Bereich der nächsten Einstiegsstelle zum Bahn- oder Linienverkehr.
Wichtig: Die Fahrgäste können callheinz zwar bis zu 30 Minuten vor der gewünschten Abfahrtszeit buchen, allerdings wird empfohlen, den Service früher anzufragen - eine Buchung ist bis zu 31 Tage im Voraus möglich. Wird die Fahrt doch nicht benötigt, wird um Stornierung geben.
„Unser neu konzipierter ÖPNV bietet eine regelmäßige, einprägsame Taktung, neue Strecken mit optimierten Routen und ein klares, verständliches System für den Busverkehr des Landkreises Schweinfurt“, sagt Landrat Florian Töpper. Dem Start am 15. Dezember schaut er zuversichtlich entgegen, verweist aber auch darauf, dass mit der Umstellung gerade am Anfang auch eine Umgewöhnung der Nutzerinnen und Nutzer einhergehen werde. Deswegen wolle man die Öffentlichkeit umfassend und rechtzeitig über die Neuerungen informieren und habe eine Kampagne auf den Weg gebracht, die das neue System verständlich und transparent erklärt. „Wir sind offen sowohl für Lob als auch Kritik. Über eine Hotline oder per Mail können uns Fahrgäste ihre Erfahrungen schildern und auf Probleme hinweisen.“
Um bei Bedarf nachjustieren zu können, haben die Planer das neue System so gestaltet, dass sie flexibel die Kapazitäten anpassen können. Der Landrat bedankte sich ausdrücklich bei den Nahverkehrsexperten im Landratsamt für die sehr gute Arbeit der vergangenen Jahre, ebenso lobte er die Mitglieder des Kreistags des Landkreises Schweinfurt: „Dieses Gremium hat in den zurückliegenden Jahren ein hohes Maß an Engagement an den Tag gelegt und insbesondere beim Thema ÖPNV durchweg überparteilich und am Gemeinwohl orientiert gehandelt. Dafür bin ich sehr dankbar, die allesamt einstimmig gefassten Beschlüsse sind ein deutliches Signal.“
Für das neue ÖPNV-System (dazu zählen Buslinien, für die der Landkreis Schweinfurt Aufgabenträger ist sowie die callheinz-Flotte des Landkreises Schweinfurt) muss der Landkreis voraussichtlich zwischen 6,4 Mio. und 7,8 Mio. Euro jährlich netto aufwenden (die genaue Höhe hängt z.B. von den Einnahmen durch Ticketerlöse ab oder Schwankungen im Energiesektor).
Es werden im Landkreis Schweinfurt insgesamt durch alle Verkehrsunternehmen (einschl. Fahrleistung der Stadtwerke Schweinfurt im Landkreis) im neuen System ab Dezember 2025 rund 4,2 Millionen Fahrplankilometer im Jahr erbracht. Zum Vergleich wurden im Jahr 2020 im „alten System“ der eigenwirtschaftlichen Linien dagegen rund 2,6 Millionen Fahrplankilometer (einschließlich Stadtwerke) gefahren. Für die Bürgerinnen und Bürger wurde nunmehr ein Angebot von zusätzlich rund 1,6 Millionen Fahrplankilometern zu einem einheitlichen Tarif geschaffen. Die Zugverbindungen zählen hier nicht dazu.
Der Landkreis Schweinfurt hat weiterhin ein atmendes System aufgebaut, das durch die Möglichkeit der Zu- und Abbestellung von Leistungen (sowohl bei callheinz als auch beim Linienverkehr) immer die Wirtschaftlichkeit im Blick behält. Dieses System soll sich fortlaufend am tatsächlichen Bedarf der Fahrgäste orientieren und ist deshalb auch nachhaltig finanziert.
Bei Fragen oder Anregungen ist das ÖPNV-Team im Landratsamt Schweinfurt erreichbar unter 09721 55-355 oder per Mail an busfahren@lrasw.de.
