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© Anand Anders
Im Bild, von links: Kreisfachberaterin Brigitte Goss, Alfons Weiglein (Baumschule Weiglein), Landkreisgärtner Peter Zeißner, Landrat Florian Töpper, Erster Bürgermeister Ludwig Nätscher und Naturschutzfachkraft Robert Lauer.

Erfolgreiche Baumpflanz-Challenge des Landkreises

Landkreis-Projekt lässt seltene Kirschensorten wieder aufleben – Über 60 Bäume werden an Gemeinden und Vereine verschenkt

Landkreis Schweinfurt. Hätte es vor über 200 Jahren schon die Baumpflanz-Challenge gegeben, sein Name wäre in den Rankings wohl oft erschienen: Freiherr Truchsess von Wetzhausen, der sogenannte „Kirschenchristian“. Er sammelte zwischen 1786 und 1819 Kirschensorten in Deutschland und pflanzte circa 440 Sorten rund um Bundorf (Landkreis Haßberge). Nach Truchsess Tod 1826 wurde diese einzigartige Kirschensammlung nicht mehr betreut und verwahrloste. 

Aus dieser Originalsammlung steht heute kein Kirschbaum mehr, aber an den Hängen der Haßberge gibt es noch ausgedehnte alte Kirschbaumbestände. Dies lässt vermuten, dass dort immer noch Abkömmlinge aus dem Kirschenschatz zu finden sind. 

Pflanzaktion des Landkreises fördert Obst-Vielfalt 

Da Truchsess mit dem nördlichen Landkreis Schweinfurt in enger Verbindung stand, ging Brigitte Goss, Kreisfachberaterin für Gartenkultur am Landratsamt, bereits 2019 auf die Suche nach historischen Kirschsorten und fand in Oberlauringen die „Große Braune“. Eine robuste Süßkirsche mit ausgezeichnetem Geschmack. Der Landkreis Schweinfurt ließ diese Sorte vermehren und verschenkte im Jahr 2022 50 Exemplare an Gemeinden und Vereine. 

Auch die Naturschutzbehörde des Landkreises Haßberge war nicht untätig. Unter der Federführung von Naturschutzfachkraft Robert Lauer wurde ein Kirschen-Erfassungsprojekt in Auftrag gegeben. Die Kirschenexpertin Dr. Braun-Lüllemann fand unter 477 beprobten Bäumen 52 Sorten. Etwa 80 Prozent der gefundenen Sorten sind gefährdet oder stark gefährdet und somit vom Aussterben bedroht. 

Um diese Sorten zu erhalten, initiierte der Landkreis Schweinfurt in diesem Herbst die zweite Kirschbaum-Verschenk-Aktion. Über 60 Kirschbäume, davon 28 unterschiedliche Kirschsorten, wurden unter Gemeinden sowie Obst-und Gartenbauvereinen verteilt. 

In Maibach (Gemeinde Poppenhausen) fand der offizielle Auftakt der diesjährigen Pflanzaktion statt, gemeinsam mit Landrat Florian Töpper, Brigitte Goss und Erstem Bürgermeister Ludwig Nätscher. 

Diese Aktion war nur durch die Mithilfe der regionalen Obstbaumschule Weiglein in Geesdorf (Landkreis Kitzingen) möglich. Die Familie Weiglein vermehrt seltene und regionale Obstbaumsorten und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum lokalen Obstsortenerhalt. 

Zwar ist die Pflanz-Aktion des Landkreises für dieses Jahr abgeschlossen, aber es gibt in der Baumschule weiterhin Kirschenraritäten, die aus dem Förderprogramm „Streuobst für alle“ über das Landratsamt Schweinfurt gefördert werden können. 

Es bleibt spannend, wie sich regionale Sorten, wie „Großrote“, „Haumüllers Zottel“ und „Bamberger Rote“ entwickeln, welche Geschmacksvielfalt sie bieten und ob die alten, fast verschollenen Kirschsorten den heutigen und zukünftigen klimatischen Bedingungen gewachsen sind. 

Landrat Töpper und Kreisfachberaterin Brigitte Goss bedankten sich bei allen Akteuren, die den Erhalt der Vielfalt in den Obstlandschaften fördern.